Ob als Getränk oder als Inhaltsstoff in Cremes, Reinigungsmitteln und Shampoo: Grüner Tee enthält Studien zufolge viele gesundheitsfördernde Substanzen. Doch was bewirken die eigentlich?
Als Getränk ist seine wohltuende Wirkung schon lange bekannt. Zahlreiche Studien belegen zudem eine Reihe von gesundheitsfördernden Aspekten. Demnach enthält grüner Tee, bei dem die Blätter nicht fermentiert, sondern nur an der Luft getrocknet werden, viele gesundheitsfördernde Stoffe wie beispielsweise Vitamin C – was unter anderem Erkältungen vorbeugt.
Laut einer groß angelegten Studie aus Japan soll der regelmäßige Konsum von grünem Tee sogar das Risiko eines Schlaganfalls mindern. Teilnehmer, die zwei bis drei Tassen grünen Tee täglich tranken, hatten eine 14 Prozent niedrigere Schlaganfall-Risikoquote als Teilnehmer, die selten, oder nie grünen Tee zu sich nahmen. In welcher Weise die im grünen Tee enthaltenen Substanzen ihre positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System entfalten, muss noch genauer erforscht werden.
Eine weitere japanische Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass bei Menschen, die viel grünen Tee trinken, die Anzahl der Darmpolypen zurückging. Dieses Ergebnis kann jedoch nicht unbedingt auf Europa übertragen werden, weil es die Menschen in Asien gewohnt sind, sehr viel grünen Tee zu trinken. Außerdem soll grüner Tee die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung hemmen, hauptverantwortlich dafür sind vermutlich Gerbstoffe und Saponine. Eine Untersuchung der Oklahoma State University bestätigt die cholesterinsenkende Wirkung von Grüntee auch bei Patienten, die bereits an Fettstoffwechselstörungen leiden.
Grünteesubstanzen in Kosmetikprodukten
Und was von innen funktioniert, funktioniert auch von außen, behaupten zumindest Dermatologen: Grüner Tee ist mittlerweile auch Inhaltsstoff von vielen Kosmetikprodukten. Als eine „In-Substanz“ bezeichnet ihn Christiane Bayerl, die Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der HSK Wiesbaden ist. Genauer gesagt handelt es sich dabei um ein Extrakt aus den grünen Blättern des Teebaums. Dieses Extrakt wirkt antioxidativ, was der Haut hilft, sich zu schützen und regelmäßig zu erneuern.
„Grüner Tee ist ein gut erforschter und etablierter Radikalfänger“, so Bayerl. Das macht ihn zu einem guten Inhaltsstoff für die Gesichtspflege. Sie empfiehlt daher, Produkte mit grünem Tee vor allem nach dem Sonnenbad einzusetzen, wegen dieser speziellen Wirkungsweise.
Das Chlorophyll der Pflanze wirke außerdem hauterfrischend, sagt Alexandra Kessler-Kiehn, Dozentin an der Berufsfachschule für Kosmetik Norkauer in München. Und sein Koffein entwässere, was wiederum die Haut strafft.
Weiteres Plus: Da der Tee einen hohen Gerbstoffgehalt hat, wird das Koffein nicht auf einmal abgegeben, sondern für einige Stunden kontinuierlich. „Grüner Tee enthält, anders als schwarzer Tee, noch alle seine Wirkstoffe, da die Blätter nicht fermentiert wurden“, fügt Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) hinzu.
„Ein Inhaltsstoff, den wir in der Medizin schätzen, ist Epigallocatechin-3-Gallat“, sagt Bayerl. Das sei vor allem interessant, wenn der Tee getrunken wird. Dann beeinflusse er etwa kardiovaskuläre Erkrankungen positiv.
Mittel bei Akne und Kontaktekzemen
Für die Haut ist neben der antioxidativen Wirkung auch die antientzündliche von Bedeutung: So könne grüner Tee womöglich bei Kontaktekzemen helfen oder als Mittel gegen Akne. Allerdings sei das noch nicht ausreichend getestet. Als Inhaltsstoff sieht Bayerl den Tee als unbedenklich an. Vor allem in seiner Standardfunktion in einer Anti-Aging-Creme sei er gut überprüft. „Grüner Tee ist nicht dafür bekannt, dass er ein hohes Allergiepotenzial besitzt“, fügt Huber hinzu.
Aber natürlich kann ein Produkt auch andere Konservierungsstoffe enthalten, auf die manche Menschen allergisch reagieren. „Das liegt aber nicht an dem Wirkstoff grüner Tee“, ergänzt Kessler-Kiehn. Gerade wegen der Zusatzstoffe ist es aber immer sinnvoll, ein neues Kosmetikprodukt zuerst an einer kleinen Stelle auszuprobieren. Wer es gut verträgt, kann es im Anschluss dann großflächiger anwenden.
„Grundsätzlich eignen sich Kosmetika mit grünem Tee für alle Hauttypen“, erklärt Huber. Aber besonders bei anspruchsvoller und empfindlicher Haut entfalten Pflegeprodukte damit eine erneuernde und beruhigende Wirkung.
Kühle Beutel lindern geschwollene Augen
Weil viele grünen Tee ohnehin im Küchenschrank stehen haben, ergeben sich auch einige Möglichkeiten, ein eigenes Pflegeprodukt daraus zu machen. Kessler-Kiehn schlägt vor, den Beutel – wenn er abgekühlt ist – als Packung auf geschwollene Augen zu legen. Oder man gießt den Beutel zunächst mit Wasser auf und schüttet dieses über Leinsamen. „Das geliert“, erklärt Kessler-Kiehn. Ausgekühlt kann die Mischung als Maske auf die Haut. „Das wirkt kühlend und beruhigend.“
Die Kosmetikerin rät aber dazu, auf Bioprodukte zu setzen. Denn je höherwertiger der Tee, desto geringer sei er belastet und umso besser könnten die Wirkstoffe ihre Arbeit tun.