2008 zeigte eine Pilotstudie von japanischen Forschern (Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention Journal (8)), dass das Trinken von 10 Tassen grünem Tee, ergänzt mit Grüntee-Tabletten, das Widerauftreten von kolorektalen Karzinomen um bis zu 50% reduzierte. Ein bedeutender Hinweis, dass die Catechine des grünen Tees in Kombination mit Krebsmedikamenten eine wirksame Behandlung bei Krebs sind, was nachfolgende und hier vorgestellte Studien bewiesen haben.
2020 wurden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 2,3 Millionen Frauen mit Brustkrebs diagnostiziert. 685 000 sind daran gestorben. Ende 2020 lebten 7,8 Millionen Frauen, bei denen in den letzten 5 Jahren Brustkrebs diagnostiziert wurde, was ihn zur weltweit am häufigsten vorkommenden Krebsart macht.
Bei Früherkennung kann die Behandlung von Brustkrebs äußerst erfolgreich sein und zu Überlebenswahrscheinlichkeiten von über 90% führen. Zur Behandlung gehören chirurgische Eingriffe und Strahlentherapie sowie eine systemische Therapie mit Medikamenten, die oral oder intravenös verabreicht werden und so die Verringerung der Metastasierung des Krebses bewirken könnte. Zu den Krebsmedikamenten gehören die endokrine (Hormon-)Therapie, die Chemotherapie und eine biologische Antikörper-Therapie.
Bei Behandlung nach einem chirurgischen Eingriff ist Tamoxifen, ein selektiver Östrogenrezeptormodulator (SERM), das am häufigsten eingesetzte und bislang wirksamste Therapeutikum. Auch wenn es kein Wundermittel gegen Krebs gibt, deuten Schätzungen darauf hin, dass mehr als zwei Drittel der Krebserkrankungen beim Menschen möglicherwiese durch entsprechende Änderungen des Lebensstils, dazu gehört die Ernährung, verhindert werden könnten (1).
Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80% der Patienten Produkte der Komplementär- und Alternativmedizin mit ihrer Krebstherapie kombinieren. Eines der beliebtesten pflanzlichen Nahrungsergänzungsmittel bei Brustkrebspatienten sind Ergänzungsmittel mit grünem Tee. Der meist erforschte, pharmakologische Wirkstoff von grünem Tee ist das Epigallocatechin-3-gallat (EGCG).
Experimentelle Studien in Tiermodellen und in Zelllinien haben gezeigt, dass EGCG in der Lage ist, Apoptose und Wachstumshemmung bei mehreren humanen Krebsarten auszulösen. Dazu gehören Gehirntumore, Darm- und Brustkrebs sowie Nierenkrebs und Leukämie (1). Weiterhin haben Studien gezeigt, dass EGCG aus grünem Tee die Aktivität von Östrogen umwandeln und somit als chemopräventives Mittel gegen Brustkrebs wirken kann.
EGCG als starkes Präventivmittel gegen Krebs
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen die enorme Entwicklung von EGCG als Präventivmittel gegen Krebs hin zu einem Mittel, das in Synergie mit Krebsmedikamenten zusammenspielt und so für eine personalisierte Krebsbehandlung sorgt. Das bereits erwähnte Tamoxifen wurde bereits ausgiebig bei der Behandlung von ER-positivem Brustkrebs eingesetzt und wurde für die Chemo-Prävention bei Frauen mit hohem Risiko zugelassen (2). Tamoxifen verursacht allerdings zahlreiche Nebenwirkungen, wie Leberschäden, hämolytische Anämie oder ein erhöhtes Risiko für Uterus- und Endometriumkarzinome.
Die Kombination von Tamoxifen mit EGCG aus grünem Tee zeigte, dass es eine Dosisreduktion der endokrinen Brustkrebsbehandlung bei ER-positivem Brustkrebs und eine Brustkrebs-Chemoprophylaxe ermöglichen könnte, was zu einer Verbesserung des Sicherheitsprofils führen würde (3). Dies ist ein sehr wichtiges Resultat, da bekannt ist, dass sich in Folge einer chronischen Behandlung eine Tamoxifen-Resistenz entwickeln kann. Darüber hinaus zeigten einige Studien, dass EGCG allein signifikant zytotoxisch war, wenn es in ER-positiven MCF-7-Brustkrebszellen untersucht wurde (4,5).
Synergetische Wirkung von EGCG bei Krebsmedikamenten
Interessanterweise haben Studien gezeigt, dass eine Kombination von EGCG mit Tamoxifen die Wirkung auf ER-negativen Brustkrebs verstärken könnte. Eine Studie, die im Anti-Cancer Drug Journal veröffentlicht wurde (4), zeigte, dass die ER-negativen Brustkrebszellen MDA-MB-231 nach 7 Tagen Behandlung mit EGCG einen signifikanten Zelltod durch Apoptose verursachten; die Behandlung mit Tamoxifen verursachte einen nur minimalen Zelltod, während nach einer Kombinationsbehandlung nur sehr wenige lebensfähige Zellen verblieben. EGCG hatte einen größeren zytotoxischen Effekt als Tamoxifen und die Kombination der beiden führte zu einer synergistischen Zytotoxizität.
Die im British Journal of Cancer veröffentlichten Ergebnisse einer Studie der Interaktion von EGCG mit Tamoxifen belegte ebenfalls die Wirksamkeit der Kombination aus EGCG mit Tamoxifen (6). In dieser Studie wurden weiblichen Mäusen MDA-MB-231-Zellen implantiert und sie wurden 10 Wochen lang mit Tamoxifen, EGCG, EGCG plus Tamoxifen oder dem Vehikel (Kontrolle) behandelt. Das Tumorvolumen bei Mäusen, die mit EGCG plus Tamoxifen behandelt wurden, sank um 71 % im Vergleich zu den Mäusen der Kontrollgruppe, und das Tumorgewicht nahm um 80 % im Vergleich zur Kontrollgruppe ab.
Tamoxifen allein war bei der Unterdrückung des Tumorwachstums nicht wirksam, während EGCG einen geringen Effekt auf das Tumorwachstum hatte. Außerdem unterdrückt die Kombination von Raloxifen, einem neueren selektiven Östrogenrezeptormodulator (SERM) ähnlich Tamoxifen, mit EGCG das Zellwachstum und induziert Apoptose in den ER-negativen Brustkrebszellen der Linie MDA-MB-231, im Vergleich zu beiden Substanzen allein (7). Die Studie hat gezeigt, dass EGCG als Einzelwirkstoff Apoptose in MDA-MB-231-Zellen auslöst, dieser Effekt jedoch signifikant verstärkt wird, wenn es mit Raloxifen kombiniert wird.
EGCG, ein natürlicher sekundärer Pflanzenstoff, der aus Tee gewonnen wird, verfügt über eine geringe Toxizität, geringe Kosten, ist wasserlöslich, leicht zugänglich und ist zu Recht zu einem vielversprechenden Schwerpunkt in der Krebsforschung geworden.
Referenzen:
- Yang, C. S., Wang, X., Lu, G. & Picinich, S. C. Cancer prevention by tea: animal studies, molecular mechanisms and human relevance. Nat Rev Cancer 9, 429–439 (2009).
- Sestak I. Preventative therapies for healthy women at high risk of breast cancer. Cancer Manag. Res. 2014, 6:423-430. doi: 10.2147/CMAR.S55219.
- Awad, A.B., Barta, S.L., Fink, C.S. and Bradford, P.G. β-Sitosterol enhances tamoxifen effectiveness on breast cancer cells by affecting ceramide metabolism. Mol. Nutr. Food Res. 2008, 52: 419-426.
- Chisholm, K., Bray, B. J., Rosengren, R. J. Tamoxifen and epigallocatechin gallate are synergistically cytotoxic to MDA-MB-231 human breast cancer cells, Anti-Cancer Drugs, 2004, 15: 889-897.
- Sakata, M., Ikeda, T., Imoto, S., Jinno, H., Kitagawa, Y. Prevention of mammary carcinogenesis in C3H/OuJ mice by green tea and tamoxifen. Asian Pac. J. Cancer Prev. 2011, 12: 567-571.
- Scandlyn MJ, Stuart EC, Somers-Edgar TJ, Menzies AR, Rosengren RJ: A new role for tamoxifen in oestrogen receptor-negative breast cancer when it is combined with epigallocatechin gallate. Br. J. Cancer 2008, 99: 1056-1063.
- Stuart, E.C., Rosengren, R.J. The combination of raloxifene and epigallocatechin gallate suppresses growth and induces apoptosis in MDA-MB-231 cells. Life Sci. 2008, 82: 943-948.
- Shimizu M, Fukutomi Y, Ninomiya M et al. Green tea extracts for the prevention of metachronous colorectal adenomas: a pilot study. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2008; 17: 3020–5.