Grüner Tee und sein medizinisch wirksamer Inhaltsstoff Epigallocatechingallat (EGCG) tauchen immer häufiger in der Forschung auf. Experten setzen große Hoffnungen auf die Substanz für sowohl die Behandlung als auch die Vorbeugung ganz unterschiedlicher Erkrankungen.
Bislang wurde die Wirkung des Stoffes vornehmlich in Laborversuchen nachgewiesen, aber inzwischen laufen auch verschiedene Studien am Menschen. So hilft das EGCG falsch gefaltete Proteine aufzulösen, die eine Ursache von Alzheimer sein könnten. Allerdings ist das Epigallocatechingallat instabil, so dass es bis zum Medikament noch ein weiter Weg ist, sagen die beteiligten Forschergruppen in einer gemeinsamen Mitteilung. Zudem wird es vom Körper nicht immer ausreichend aufgenommen. Die Wissenschaftler wollen daher neue Wirkstoffe mit den Eigenschaften des EGCG identifizieren, die sich besser als Medikament eignen. Darüber hinaus arbeiten sie an maßgeschneiderten Wirkstoffen, die direkt an der fehlerhaften Struktur der Eiweiße ansetzen. Solche fehlgefalteten Eiweißablagerungen spielen auch bei Parkinson und Diabetes mellitus eine Rolle.
Derselbe Wirkstoff kann die Gehirnaktivitäten von Menschen mit Down-Syndrom deutlich verbessern. Zu diesem Ergebnis kam 2016 eine Studie. Nach einem einjährigen klinischen Test wiesen die Patienten ein deutlich verbessertes Wahrnehmungs- und Erinnerungsvermögen auf, so die Wissenschaftler: „Erstmalig hat hier eine Behandlung bei den kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit diesem Syndrom Wirkung gezeigt.“
Das EGCG soll zudem die Kraft von Herzmuskelzellen stärken und das Auftreten von Herzrhythmusstörungen hemmen sowie den chronischen Entzündungsprozess im zentralen Nervensystem bremsen, der bei Multipler Sklerose auftritt, wie weitere Studien zeigten. 2009 fanden die Virologen des Hamburger Heinrich-Pette-Instituts heraus, dass EGCG auch die Infektiosität des Aids-Erregers bei Sexualkontakten drastisch senkt. Hierzu ist anders als bei den übrigen Krankheiten aber nicht die Aufnahme des Stoffs als Getränk oder Medikament in der Körper nötig. Er soll vielmehr in hoher Konzentration als Vaginalcreme angewendet werden.
Für die Herstellung von grünem und schwarzen Tee werden die gleichen Teeblätter verwendet. Für grünen Tee werden sie allerdings kurz gedämpft oder geröstet. Der Tee behält seine grüne Farbe und seine Zellstruktur. Mit der kurzzeitigen Dämpfung wird verhindert, dass die Blätter fermentiert und braun und somit zu schwarzem Tee werden.
Schon 2700 vor Christus tauchten in der chinesischen Literatur die ersten Hinweise auf den Teestrauch auf. 1600 nach Christus kam der Tee über den Seeweg nach Europa. Zunächst wurde der Tee hier grün genossen. 200 Jahre später kam schließlich die schwarze Variante in Mode und verdrängte den grünen Tee. Heute ist grüner Tee wieder beliebt, man kann ihn auch aromatisiert oder mit Fruchtstücken kaufen.
Quelle: https://www.3sat.de/page/?source=/nano/glossar/tee_gruen.html