Ist Tee wirklich gesund? Jedenfalls ist er kein Medikament. Teeblätter enthalten aber den Wirkstoff EGCG, der unter anderem gegen Gefäßerkrankungen sowie Alzheimer und Parkinson eingesetzt wird.
Tee regt an, aber nicht auf, sagt man so schön. Allein deswegen muss das aromatische Getränk doch einfach der Gesundheit zuträglich sein! Entsprechend riesig ist das Angebot in den Regalen der Drogerien und Apotheken.
Aber Vorsicht: Nicht alles, worüber man heißes Wasser gießt, gilt als Tee. Kräuter- und Früchtetees etwa werden laut Gesetz als „teeähnliche Erzeugnisse“ definiert.
Nur wenn die Blätter vom Teestrauch Camellia sinensis stammen, handelt es sich wirklich um Tee, egal ob Schwarz oder Grün.
Tee verbreitet Gemütlichkeit und hilft bei der Bewältigung von Stresssituationen. Das Getränk ist ungezuckert zudem kalorienfrei. Teetrinkern wird gemeinhin ein gesünderer Lebensstil nachgesagt. Ob Tee aber Krankheiten entgegenwirkt, das wird weltweit erforscht.
Das Problem ist die Dosis
„Die Beweislage ist schwierig“, so Dr. Mario Lorenz, Molekularbiologe am Kardiologischen Forschungslabor der Berliner Charité. Hier wurde gerade erneut eine Studie abgeschlossen, deren Ergebnisse in einigen Wochen verkündet werden.
Schlagzeilen wie „Medikament gegen Krebs gefunden“ steht Lorenz sehr skeptisch gegenüber. „Schon deshalb, weil Tee wie alle anderen Substanzen vom Unterschied zwischen Zellexperiment, Tierexperiment und Humanstudien betroffen ist.“
So würden bei Zell- und Tierversuchen hohe Dosen an Tee- und Teeinhaltsstoffen verabreicht. „Beim Menschen wird die Sachlage wesentlich komplexer“, sagt Lorenz. „Die Dosen, die man beim Tierversuch erfolgreich verwendet, erreicht man in der Regel im Blut oder im Plasma nicht.“
Optimistischer als bei Krebs zeigt sich Lorenz im neurologischen Bereich. Pathologische Vergrößerungen des Herzens konnte man mit Grüne-Tee-Kapseln bekämpfen. Überhaupt sei ein Trend erkennbar, mit Kapseln, also mit konzentrierten Stoffen, zu arbeiten: „Weil man so viele Liter, die nötig wären, gar nicht trinken kann.“
Der „Heilige Gral“ im Tee
Der Stoff, dem der Tee auch seinen bitteren Geschmack verdankt, heißt Epigallocatechingallat, kurz EGCG. Für Lorenz ist EGCG der „Heilige Gral“, sprich der wirksamste Stoff im Tee.
Hoffnung in die Wirkung setzt der Forscher bei MS (Multiple Sklerose), mehr noch bei Alzheimer und Parkinson. „Hier spielen Proteinverklumpungen eine große Rolle. Wenn man ihnen im Reagenzglas EGCG zusetzt, wird die Neubildung der Verklumpungen verhindert, bereits gebildete schädliche Fibrillen werden sogar wieder aufgelöst.“
Im Bereich Herz-Kreislauf ließe sich mittlerweile sagen, dass Tee die Elastizität der Gefäße verbessere sowie das LDL, das „böse Cholesterin“, im Blut mindere. Langfristig senke das Koffein im Tee außerdem den Blutdruck.
Stoffwechsel, Gewichtsreduktion und Anwendungen für die Haut seien weitere Felder, auf denen seit einigen Jahren Humanstudien durchgeführt würden.
Zuviel Tee birgt einige Risiken
Generell gilt: Tee ist kein Medikament. „Es kann vielleicht, etwa in der Krebstherapie, Medikamente unterstützen.“ Beim Teegenuss gibt es sogar einige Risiken. Bei Schwangeren etwa, weil Tee Eisen entzieht. Und: „Wer Probleme mit der Leber hat, sollte ebenfalls nicht allzu viel Tee trinken“, meint Mario Lorenz.
Welt.de vom 26.04.2017
https://www.welt.de/sonderthemen/tee/article164022561/Wie-Tee-dem-boesen-Cholesterin-entgegenwirken-kann.html