Eine große Rolle in der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen Polyphenole, da sie die Bildung freier Radikale verhindern. In der Medizinforschung stößt man aktuell vermehrt auf die Aussage, besonders reich an Polyphenolen sei Grüner Tee.
Im Jahr 2005 verstarben laut einem aktuellen Gesundheitsbericht des Statistischen Bundesamts rund 830.000 Männer und Frauen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Damit bleiben Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen – noch vor Krebsleiden – die Todesursache Nummer Eins in Deutschland.
Zudem wird in Deutschland für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedeutend mehr Geld ausgegeben als in anderen europäischen Ländern. So betragen die Ausgaben pro Kopf in Deutschland 423 Euro, in Großbritannien 352 Euro, in Schweden 318 Euro und in den Niederlanden 260 Euro. Im Vergleich dazu bildet allerdings die USA mit Gesundheitskosten für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen von ca. 715 Euro pro Einwohner die Spitze.
Zu den Ursachen der Entstehung von Herz-Kreislauf-Problemen gehören unter anderem ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung, Rauchen und Stress. Diese Faktoren können leicht zu erhöhten Blutdruckwerten, Übergewicht, Diabetes oder einer Verkalkung der Arterien führen. Sind diese Beschwerden erst einmal da, kann es zu einem schwerwiegenderen Folgeereignis wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Wie wichtig die Vorbeugung der Grunderkrankungen bzw. Beschwerden ist, die zu ernsthafteren Vorfällen führen können, verdeutlicht die Tatsache, dass mehr als 90 Prozent aller Herzinfarkte auf vermeidbare Risiken wie die oben genannten zurückzuführen sind.
Eine wesentliche Rolle in der Vorbeugung diverser Erkrankungen spielen Substanzen wie z.B. die in Rotwein, Tee usw. enthaltenen Polyphenole, welche die Bildung freier Radikale verhindern und somit antioxidativ wirken, d.h. sie kommen dem Schutz der Zellen und Gefäße, z.B. vor arteriosklerotischen [a] Veränderungen zugute.
In Meldungen aus der Medizinforschung stößt man aktuell vermehrt auf die Aussage, dass besonders Grüner Tee reich an antioxidativen Substanzen, und zwar besagten Polyphenolen, sei. Während ihrer Untersuchungen wurden die Forscher insbesondere auf das sog. Epigallocatechingallat (EGCG) aufmerksam, ein Katechin, das zur Untergruppe der Polyphenole gehört. Diesem Katechin wird neben antioxidativen Eigenschaften eine höhere Schutzfunktion der Zellen nachgesagt. Aktuelle Studien konnten jedoch die Vermutung, dass durch die regelmäßige Zufuhr von EGCG, beispielsweise durch das Trinken von Grünem Tee oder der Einnahme dieser Substanz in Kapselform, Erkrankungen an diversen Krebsformen verhindert werden könnten, nicht bestätigen.
Grüner Tee wird wie Schwarzer Tee und Oolong-Tee aus der Teepflanze, Camellia sinensis, hergestellt, unterläuft aber in der weiteren Verarbeitung nicht wie diese beiden Teesorten dem Fermentationsprozess, der für die (rötlich-)braune Farbe dieser Teesorten verantwortlich ist. Besonders im asiatischen Raum wird Grüner Tee konsumiert, findet aber im westlichen Raum immer mehr Anhänger. Neben der schützenden Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen weist Grüner Tee aber noch andere schützende Eigenschaften auf, wie z.B. Kariesprophylaxe durch den sehr hohen Fluoridgehalt der Teepflanze Camellia sinensis. Auch zur Reduzierung von Übergewicht – Ursache verschiedener Erkrankungen – eignet sich der Grüne Tee, da er thermogenetische Eigenschaften aufweist, die für eine bessere Energieverwertung im Organismus und damit für eine beschleunigte Fettverbrennung sorgen. Möglicherweise hilft Grüner Tee auch dabei, das Fortschreiten unheilbarer Nervenleiden wie der Huntington’schen Krankheit („Veitstanz“) zu verlangsamen, wie eine kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeit vermuten lässt. Klinische Studien an Menschen stehen hier jedoch noch aus.
In einer großen, in Japan über einen Zeitraum von elf Jahren durchgeführten aktuellen Beobachtungsstudie (Ohsaki-Studie) konnte gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Grünem Tee und einem verminderten Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, besteht. Von den 40.000 Testpersonen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren wiesen diejenigen, die mehr als fünf Tassen Grünen Tee pro Tag tranken, eine um 16% niedrigere Sterblichkeitsrate auf als diejenigen, die weniger als eine Tasse täglich konsumierten. Auffällig sind die Unterschiede in der Wirkung zwischen beiden Geschlechtern. So konnte für die Frauen im Vergleich zu den Männern durch den höheren Teekonsum ein bis zu 31% geringeres Risiko für die Erkrankung an Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt werden.
In einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit wird sogar die Vermutung nahegelegt, es gebe einen positiven Effekt des Konsums von Grünem Tee auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen bei Rauchern. Die Forscher nennen dieses Phänomen „Asiatisches Paradox“, das die erstaunliche Beobachtung bezeichnet, dass in asiatischen Ländern, in denen ja bekanntlich häufig und viel Grüner Tee getrunken wird (durchschnittlich 1,2 Liter pro Tag), Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen trotz hohen Zigarettenkonsums seltener auftreten.
Zusammenfassend kann man auf der Grundlage der Studienlage feststellen, dass Grüner Tee mittlerweile eine bedeutende Rolle in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnimmt, während aber hinsichtlich einer möglichen krebsvorbeugenden Wirkung noch weitere Langzeitstudien aussteht.